Spirituelle Begleitung umschließt die Arbeit der Therapie. So sehr sie Persönlichkeitsentwicklung, Körperarbeit, Traumaarbeit, Problemlösung einbezieht, ja sogar vorraussetzt, geht sie doch darüber hinaus. Sie setzt die Lebensfragen in einen größeren Kontext und schafft ein Arbeitsfeld zu Grenzthemen, wie Umgang mit dem Tod, Einordenen von mystischen und spirituellen Erfahrungen, Unterscheidung zwischen psychischen und spirituellen Krisen.

 

Ich begleite hierbei immer mit einer spirituellen und einer therapeutischen Wahrnehmung. Grenzthemen zu begleiten, heißt auch sich am Rand der Machbarkeit zu bewegen - wie zum Beispiel an der Erfahrung von Leiden, dem Bösen, von Ausgeliefertsein, Sterben müssen, aber auch Sterben zulassen, der Erfahrung an etwas zu Zerbrechen. Gerade deswegen wird es wichtig, dass an diesen Grenzen Würde, Zugehörigkeit und Lebendigkeit erhalten bleiben.

 

 

Spirituelle Praxis

Es braucht eine regelmäßige Praxis, damit die spirituellen Erfahrungen nicht erlöschen oder untergehen. Die alltägliche Praxis sorgt dafür, dass die Sinne und der Geist sich verfeinern, die Wahrnehmung auf den Blick hinter die Dinge bzw. die Alltagsphänome gerichtet werden kann. Auch gibt diese das notwendige geistige Rückrat um mit dem Göttlichen in Kontakt sein zu können.

Tauchen anfangs oft eher Fragen praktischer Natur auf - wie man zum Beispiel eine spirituelle Praxis gestaltet - Gebet, Meditation, Kontemplation - so wird bei fortschreitender Praxis es eher Thema sein, wie die eigene Beziehung zum Göttlichen beschaffen ist. Zum Beispiel welche Offenbarungen man in Gebet und Meditation erhält und ob man diesen vertrauen kann; Wachheit im Geist; eine Liebe, die ohne Grund auftaucht und an kein Objekt gebunden ist.

Um diese seelischen Erfahrungen beschreiben zu können, braucht es oft ein neues Vokabular bzw. eine neue, unvorgefertigte Ausdrucksweise. Die Sprache und Bilder der Traditionen sind oft nicht mehr greifbar, weil der Wandel der Welt sehr rasch von statten geht. Auch die Phänomene des 21. Jahrhunderts lassen sich damit oft nicht mehr hinreichend verbinden. Diese Kluft lässt sich mit Bildung einer persönlichen Mystagogik, also eine eigene spirituelle Überlegung und Wortfindung zum inneren Weg, überwinden.

 

Meine Aufgabe

verstehe ich darin den Weisheits- und Erfahrungsschatz der Traditionen in moderne Formen und Sprache zu übersetzen bzw. verständlich zu machen. Des Weiteren gebe ich Inputs zu Entwicklung einer erfahrungs- und prozessorientierten Ausdrucksweise. Wichtig ist mir auch, dass die Archetektonik und das innere System von Gebet, Meditation und Kontemplation verstanden werden. Zu guter Letzt pflege ich die Achtsamkeit im Prozess - Schritt für Schritt und Stufe für Stufe - offen zu sein, dem gegenüber, was angezeigt wird.

 

Weltspiritueller Prozess

Es ist kein Geheimnis, dass die Welt im Wandel ist, dieser macht vor religiösen Vorstellungen nicht Halt. Ein Kennzeichen davon ist, dass sich Wissenschaft und Spiritualität wieder aufeinander zubewegen. Auf der einen Seite stösst zum Beispiel die Quantenphysik in mystisch anmutende Bereiche vor, auf der andern Seite tauschen innerhalb der spirituellen Strömungen wieder Überlegungen auf, die postulieren, dass das Wirken Gottes nach bestimmten Gesetzen erfolgt, die wie Naturgesetze anmuten. Die Vorstellung davon, wo Gott zu finden ist, verlagert sich zunehmend ins Innere. Dennoch wird die Menschheit nicht umhin kommen, wie die selbstgefertigten Probleme zu lösen sind, sich zu beschäftigen. Auch hier steht das Bedürfnis nach spirituellen antworten im Raum.