Archetypen
Jeder von uns hat im Leben, manchmal schon als Kind, die Erfahrung gemacht, dass es etwas gibt, dem man unbedingt nachgehen möchte - ein Instrument zu lernen, eine Sportart ausüben, Abenteuer zu suchen, sich in Stille zu begeben. Werfen wir den Blick auf das was hinter diesem tiefen Sehnen steht, landen wir unweigerlich im Reich der Archetypen. Diese beschreiben universelle Muster, welche unsere Lebens- und Seelenenergie organisieren und diese auf eine bestimmte Art und Weise zum Ausdruck bringen. Zudem färben sie unsere Wahrnehmung, beziehungsweise prägen sie eine bestimmte Sichtweise auf das Leben, sowie das Selbstverständnis, wie wir uns im Leben bewegen.
Während der Archetyp an sich eine objektive, unpersönliche Tatsache darstellt, ist die Art und Weise wie wir ihn verkörpern sehr persönlich und subjektiv. Wenn wir zum Beispiel den Heiler-Archetyp betrachten, so ist das zugrunde liegende Muster Schmerzen zu lindern und Leiden wandeln zu wollen. Es ist hingegen Ausdruck der Persönlichkeit, wie ein Individuum dieses Muster in sein Leben integriert. So mag einer Psychotherapeut oder Arzt werden, ein anderer überhaupt nicht im medizinischen Feld arbeiten, jedoch ist dieser die erste Person, an die man sich wendet, wenn man ein Leiden hat.
Ob bewusst oder unbewusst, die Psyche will zu den uns rufenden Archetypen immer eine Beziehung herstellen, weil dort die Quelle von Bedeutung, Lebendigkeit und Energie ist. Der Ursprung eines Archetypen wird im Numinosen, im Überpersönlichen - im psychologischen Jargon gesprochen, im kollektiven Unbewussten - verortet. Das bedeutet welcher Archetyp uns durchströmt liegt nicht in unserer persönlichen Macht. Wir können nicht eben mal einen Archetypen wählen, weil es uns so gefallen würde. Wenn wir diesen Gedanken weiterführen, bedeutet das auch, dass uns im Leben bestimmte Thematiken vorgegeben sind; sei es weil sie uns vererbt wurden oder weil wir in eine gewisse Kultur hineingeboren, oder weil sie spirituell betrachtet Teil unseres Seelenvertrages sind. Auch wenn diese Sichtweise deterministisch erscheint, hat man doch einen inneren Entscheidungsfreiraum.
Der Archetyp ist wie das Knochengerüst
unseres Körpers, die Muskeln, das Fleisch und sie Sehnen sind das, was die Psyche damit macht - unsere Anstrengungen dieser Energie einen Ausdruck dafür zu geben, Erfahrungen damit zu macht. Die Energie eines Archetypus ist urtümlich, roh, hart und kristallen im Sinne von unpersönlich und klar. Unsere Psyche ist ein ein Auffangsystem für diese intensiven Energien. Ist die Psyche wie bei psychischen Erkrankungen instabil brechen diese Energien ungehindert durch, ohne jeglichen Bezug zu Person, Umwelt und Mitmensch. Faszinosum und Tremendum sind Begriffe aus der spirituellen Literatur, welche beschreiben, wie wir auf eine archetypische Energie reagieren können, nämlich mit Begeisterung oder Furcht. Sind wir sehr unbewusst, wird sich die archetypische Energie instinktiv und unbewusst im Leben manifestieren. Je bewusster wir sind, desto mehr Spielraum, Wahl- und Gestaltungsmöglichkeit haben wir, diesem energetischen Drängen Ausdruck zu geben. Das heißt, zu Beginn ist die Verbindung zum Archetyp instinktiv. Initiationserlebnisse markieren den Übergang zu einer bewussteren Beziehung zum Archetypen.
Meine Aufgabe
Dort wo die archetypische Energie auf die Psyche trifft, bin ich mit meiner Arbeit zugegen. Die Therapie und spirituelle Begleitung ist wie ein Laboratorium, wo mit diesen Drängen gearbeitet wird. Es geht nicht alleinig darum Probleme zu lösen, sondern Bewusstsein darüber zu entwickeln, was hinter einem Drang, wiederkehrenden Themen und Sehnsüchten steht. Es geht weiter darum das anzuerkennen was ist und Frieden mit den Lebensaufgaben zu finden und mit diesen kreativ umzugehen, Lust an der Gestaltungsmöglichkeit zu entdecken und damit einhergehen die Erfahrung von Macht und Selbstbestimmung in seinem eigenen Leben zu haben - und sei dies in der Wahl der Haltung gegenüber etwas Gegebenem.